AW: Re: [Tustep-Liste] Übergesetzte Zeichen anpassen

Oliver Gasperlin gasperlin at gasperlin.de
So Okt 22 21:40:58 CEST 2006


Sehr geehrter Herr Ott,

von meiner Seite vielen Dank fuer Ihre ausfuehrliche Antwort auf der Liste. Es freut mich, dass die Diskussion solche Fruechte getragen hat und Sie "ueber eine Loesung nachdenken" wollen.

Nur eine marginale Anmerkung zu Ihrer Stellungnahme: Zum Umfang der Anhebung von uebergesetzten Buchstaben steht schon etwas im PDF-Handbuch, und zwar in der Satz-Beschreibung unter 12.4.: "Hochstellung: 1/2 der zuletzt verwendeten Schriftgroesse (+1 Punkt bei Schriften, die auf dem Parameter GRO mit % gekennzeichnet sind)". Daher sprach ich von einem Punkt Anhebung.

Ihr Vorschlag, verschiedene "%" zur Verfuegung zu stellen, ist zweifelsohne eine Bereicherung, je differenzierter desto besser. In einem speziellen, mir vorliegenden Fall wuerde ich die uebergesetzten Buchstaben gerne nur um einen zusaetzlichen halben Punkt anheben - doch da hat wohl jeder seine Spezialbeduerfnisse.

Einstweilen vielen Dank an Sie und beste Gruesse in die Runde.

Oliver Gasperlin



>
>
>Liebe Listen-Teilnehmer,
>
>Am 4.10. fragte Oliver Gasperlin:
>
>> gibt es, abgesehen von der Variante, durch ein "%" hinter der jeweiligen
>> Schrift bei Parameter GRO die übergesetzten Zeichen um einen Punkt zu
>> heben, noch eine andere Möglichkeit, den Abstand der Zeichen zu den
>> darunter befindlichen detaillierter zu beeinflussen?
>
>Daran haben sich weitere Fragen und Vorschläge angeschlossen, z.B. der
>Hinweis von Giorgio Giacomazzi vom 4.10., wie man den Punkt über dem
>Versal-E höher setzen kann, und der Hinweis von Hans Derkits vom 4.10.,
>dass
>
>> die meisten der gewöhnlich mit '%' kombinierten Zeichen in
>> Unicode-Fonts fertig vorhanden sind
>
>und die Vermutung von Hans Derkits vom 7.10. bezüglich der
>Positionierung von fliegenden Akzenten:
>
>> (Soweit ich verstehe, positioniert #SATZ sie mit Hilfe von
>> Mittelwerten, welche anscheinend für alle Schriften dieselben
>> sind.
>
>
>Als Programmautor wurde ich gebeten, dazu etwas zu sagen, was
>ich hiermit tun möchte - auch wenn das eine etwas längere
>mail zur Folge hat.
>
>Also:
>
>Das % hinter der Schriftnummer soll lt. Handbuch verhindern, dass bei
>Schriften mit großer x-Höhe "übergesetzte Buchstaben zu niedrig und
>Akzente unter dem Buchstaben zu hoch sitzen".
>
>Die Verschiebung bezieht sich also nur auf die über Kleinbuchstaben
>ohne Oberlänge übergesetzten Buchstaben, nicht auf Akzente, aber
>auch nicht auf über Großbuchstaben übergesetzte Buchstaben.
>
>Über den Umfang der Anhebung ist im Handbuch nichts gesagt.
>De facto verschiebt das Programm übergesetzte Buchstaben
>derzeit für je 6 Punkt Kegelgröße um 1/2 Punkt nach oben
>(d.h.: bis 6 Punkt um 1/2 Punkt, bis 12 Punkt um 1 Punkt,
>bis 18 Punkt um 3/2 Punkt...). Der von Oliver Gasperlin
>genannte Wert von 1 Punkt stimmt also für die im Werksatz
>gängigen Schriftgrößen.
>
>Für die vertikale Positionierung von Akzenten ist der Hinweis
>von Oliver Gasperlin vom 5.10. hilfreich:
>
>> Ein Blick in die
>> Schrift-Entwickler-Seiten bei Adobe lassen zudem ahnen, dass trotz
>> OT-Format verschiedene Positionierungen der floating accents (z. B. über
>> Versalien) im Rahmen der im Shop erwerbbaren Schriften gar nicht erst
>> vorgesehen sind:
>
>> "When creating the floating accents, it is Adobe's practice to only
>> create them with the accents positioned for lowercase characters. If
>> accents for uppercase glyphs were needed, these would need to be added
>> to the character set."
>
>Das ist seit PostScript-Zeiten so: es gibt in den nach
>dem Adobe Standard Encoding kodierten (und den meisten
>anderen) PostScript-Fonts nur noch floating accents,
>deren vertikale Stellung auf die Höhe der Kleinbuchstaben
>des betreffenden Fonts ausgerichtet ist. (Der DIGISET,
>für den das Satzprogramm zuerst geschrieben wurde, hatte noch
>zwei Sätze von Akzenten je Font, einen für Kleinbuchstaben
>und einen für Großbuchstaben, die sich nicht nur in der
>Höhe, sondern auch in der Form unterschieden; so waren z.B.
>Akut und Gravis über Großbuchstaben stärker geneigt als
>über Kleinbuchstaben, Zirkumflex und Hazek flacher).
>
>Für die Positionierung der Akzente über Kleinbuchstaben
>verwendet das Satzprogramm also nicht irgendwelche
>Mittelwerte für die vertikale Positionierung, sondern lässt
>die Akzente, wie ein Blick in die von TUSTEP generierten
>PostScript-Dateien jedem Interessierten zeigt, so
>stehen wie der Font-Designer es vorgesehen hat.
>
>Für Großbuchstaben (und Kleinbuchstaben mit Oberlänge)
>hebt das Programm diese Akzente um einen von der gewählten
>Schriftgröße abhängigen Wert (in Halbpunktschritten
>um etwa 1/4 der gewählten Schriftgröße). Das ist in der
>Tat für sehr groß geschnittene Schriften zu wenig,
>wie Michael Trauth in seiner mail vom 4.10. festhält.
>
>Dass auch die Positionierung der Akzente unter den
>Buchstaben (außer den %; %;; %,, kodierten) davon
>beeinflusst wird, hängt damit zusammen, dass die
>Akzentzeichen nach unten verschoben werden müssen
>- und zwar um so weiter, je größer die x-Höhe eines
>Fonts ist und je höher deshalb die Akzentzeichen
>sitzen.
>
>Den Vorschlag von Michael Trauth, ein zweites "%" zuzulassen,
>würde ich also so modifizieren, dass dieses zweite "%" sich
>nicht auf die x-Höhe, sondern auf die Versalhöhe beziehen
>müsste (und damit gleichermaßen die über Versalien übergesetzten
>Kleinbuchstaben und die Akzente auf den Versalien beträfe).
>
>(Da ein zweites "%" ohne ein erstes nicht möglich ist, und
>damit der Fall einer Schrift mit kleiner x-Höhe, aber großer
>Versalienhöhe nicht abgedeckt wäre, schlage ich vor:
>   %1 gleichbedeuted mit dem bisherigen % (nur x-Höhe),
>   %2 Verschiebung von über Versalien stehenden Zeichen,
>   %3 Verschiebung über Klein- und über Großbuchstaben.
>Spricht etwas dagegen? Falls der Umfang der Verschiebung
>nicht ausreicht, wäre auch noch %% bis %%3 denkbar, um
>eine größeren Verschiebung zu verlangen. - Für die Version
>2007 möchte ich dies nicht mehr in Angriff nehmen, um sie
>nicht zu arg zu verzögern.))
>
>So viel zum Thema "fliegende Akzente" bzw. "übergesetzte
>Buchstaben".
>
>Hans Derkits hat am 4.10. zu Recht darauf hingewiesen, dass
>
>> die meisten der gewöhnlich mit '%' kombinierten Zeichen in
>> Unicode-Fonts fertig vorhanden sind.
>
>Dies gilt nicht nur für Unicode-Fonts, sondern auch für
>viele Type-1-Fonts. Sofern diese nicht nach dem Adobe
>Standard Encoding Vector, sondern z.B. nach dem
>ISOLatin1 Encoding Vector kodiert sind (vgl. die
>PostScript Lnguage Reference, third editon,
>http://www.adobe.com/products/postscript/pdfs/PLRM.pdf
>auf S. 799) oder ein "font specific encoding" aufweisen,
>sind diese Akzent-Buchstaben-Kombinationen ohne weitere
>Maßnahmen auch für das Satzprogramm zugänglich, und
>zwar über die Anweisung &!(##mmmmm/nnn), die man sich
>zweckmäßigerweise in ein Makro packt. Damit kann man
>bei Bedarf die "precomposed characters" nutzen - und
>für in Unicode (noch) nicht vorgesehenen Akzent-Buchstaben-
>Kombinationen weiterhin mit fliegenden Akzenten arbeiten.
>
>Am 4.10. fragte Hans Derkits, warum das Satzprogramm
>
>> Unicode-Fonts einfach ignoriert, obwohl sie in diesem
>> Bereich fast der Stein der Weisen sind...
>
>Die Unterstützung von OpenType-Fonts durch das Satzprogramm,
>nach der im Lauf des Jahres Jahres schon einmal gefragt wurde,
>ist leider nicht so einfach wie Giorgio Giacomazzi am 4.10.
>suggeriert:
>
>> Lieber ... fände ich die
>> grundsätzliche Eröffnung des Zugangs zu den professionellen
>> OpenType-Fonts in tustep. Dazu genügt vermutlich ein neuer
>> Standardmakros analog zu "psfont", ein "otfont".
>
>Für Type1-Fonts kann sich das Satzprogramm in der Tat auf
>die Information beschränken, die in der zu jedem Font
>gehörenden .afm-Datei enthalten ist: Das Makro *psfont
>entnimmt dieser Datei außer dem exakten Font-Namen
>die Dicktenwerte der einzelnen Zeichen und macht sie
>dem Satzprogramm zugänglich. Das Satzprogramm benutzt
>diese Werte zur Berechnung des Zeilenumbruchs und für
>alle sonstigen horizontalen Positionsberechnungen.
>Andere in den Font-Daten enthaltenen Informationen
>werden nicht benötigt.
>
>Für OpenType-Fonts gibt es nun aber keine .afm-Dateien.
>OpenType-Fonts bestehen immer aus nur einer Datei,
>das alle Informationen für Fonts mit PostScript-Konturen
>im binären, nicht ohne Zusatzsoftware lesbaren
>Compact Font Format enthält, "a format that is
>suitable for compactly representing one or more Type 1
>or CID-keyed fonts ... allows multiple fonts to be stored
>in an unit called a FontSet. Principal space savings
>are a result of using a compact binary representation
>for most of the information, sharing of common data
>between fonts, and defaulting frequently occurring
>dat" (aus der CFF-Spezifikation).
>
>Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Hinweise
>dazu hat schon Michael Trauth am 4.10. gegeben:
>PostScript benutzt
>
>> Type-1-Schriften - und
>> Type-1-Schriften wiederum sind per definitionem *alle*
>> ohne Ausnahme 1-Byte-Schriften (mit 256 Zeichenadressen),
>> also *keine* Unicode-Fonts.
>
>Selbst wenn man die sonstigen neuen Eigenschaften
> von OpenType-Fonts nicht nutzen will, genügt es
>also nicht, die Dicktenwerte der Zeichen aus der
>Font-Datei zu extrahieren. Wie PostScript arbeitet
>das Satzprogramm selbst mit max. 256 Zeichen pro Font.
>Im Satzprogramm (und in *PSAUS) müssten also die
>(bis zu 65.000) Zeichen von OpenType-Fonts auf die für
>PostScript erforderlichen 1-Byte-Adressen abgebildet
>werden (was bei einem großen Font sehr viele solcher
>Adressräume von je 256 Zeichen bedeuten kann); die Fonts
>müssen entsprechend umgebaut werden, bevor sie genutzt
>werden können; dazu kommt, dass offensichtlich nicht
>jeder OpenType-Font den gleichen Zeichenvorrat enthält.
>
>Der Aufwand für dies alles ist nicht ganz unerheblich
>und der Hauptgrund, warum der Programmautor im Mai
>dieses Jahres gesagt hat, dass derzeit keine Pläne
>zur Unterstützung von OpenType-Fonts bestehen.
>
>Eine weitere in der Diskussion geweckte Erwartung muss
>ich aber doch etwas dämpfen:
>
>> eine "Monotype Garamond" als
>> OpenType-Font finden Sie auf jedem Windows-Rechner seit 2000
>
>(so Giorgio Giacomazzi am 4.10), bzw.
>
>> - Eine recht umfangreiche und weitgehend internationalisierte
>>   2-Byte-Schrift ist z.B. die mit Windows ausgelieferte Times New
>>   Roman - die man ja ebenfalls für sich noch erweitern kann.
>
>(so Hans Derkits am 7.10.). Hier wurde möglicherweise übersehen,
>dass es sich in beiden Fällen um Fonts im TrueType-Format handelt
>(File-Namen: TIMES.TTF bzw. GARA.TTF im Schriftarten-Verzeichnis),
>nicht in dem für PostScript erforderlichen Type1- bzw. CFF-Format
>(letztere haben die Dateiendung .otf). Man wird also diese
>Fonts nicht ohne weiteres in der PostScript-Umgebung nutzen
>können.
>
>Der Programmautor wird dennoch über eine Lösung nachdenken,
>die auch die in OpenType-Fonts vorhandenen Zeichen
>zugänglich macht. Die Bedienung des Satzprogramms
>(bzw. die Einrichtung der notwendigen Umgebung, zu der
>bisher im Wesentlichen der Kauf der Fonts und das
>Bereitstellen der Dicktenwerte für das Satzprogramm
>und für *PSAUS durch *PSFONT gehört) wird dadurch
>vermutlich auch etwas aufwändiger werden. - Einen
>Termin für eine Lösung kann er noch nicht in Aussicht
>stellen.
>
>Mit freundlichen Grüßen
>
>Wilhelm Ott
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>
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