[Tustep-Liste] PS1-Font �ber 255 Zeichen?

Wilhelm Ott zrlot01 at uni-tuebingen.de
Mi Jan 26 10:41:37 CET 2005


Lieber Herr Brunschön,

> wie viele Zeichen darf ein PS-Type1-Font enthalten,
> damit TUSTEP keine Probleme macht? Konkret soll ein
> griechischer Unicode-TT-Font nach PS konvertiert
> werden, und da reichen ja bekanntlich 255 Zeichen
> nicht aus. Für Tips und Anregungen bin ich wie im-
> mer dankbar.

lieber Herr Trauth,

> Machen Sie zwei oder noch mehr Fonts mit 1-Byte-Adres-
> sierung draus, und adressieren Sie die Zeichen, indem
> Sie mit Hilfe eines in Ihre Satzprozedur zwischenge-
> schalteten #kopiere die Einzelzeichen in den Direkt-
> aufruf &!(##nnn/mmm) austauschen. Das hoert sich kom-
> plizierter an, als es ist. Den ersten Teil der Aufgabe
> erledigen Sie mit einem guten Fonteditor, ...
...
> Ich teile Ihr Bedauern darueber, dass dieser Zwischen-
> schritt noetig ist, aber solange TUSTEP die 1-Byte-
> Adressierung verwendet, ist er wohl unvermeidlich.

nur zur Klarstellung:

Es liegt nicht an TUSTEP, dass in Type-1-Fonts nur 256 Zeichen
angesprochen werden können.

Ich zitiere aus der "PostScript- und PDF-Bibel" von Thomas Merz, S. 188:

  "Der Zeichenvorrat eines Type-1-Fonts kann beliebig groß sein,
   allerdings sind immer nur 256 Zeichen davon gleichzeitig benutzbar,
   denn Type-1-Fonts stützen sich vollständig auf eine 8-Bit-Architektur
   und unterliegen damit unweigerlich deren Einschränkungen".

Bei Adobe, dem "Erfinder" von PostScript, liest sich das so
(PostScritpt Language Reference, third edition):

  "Font definitions use a flexible encoding scheme by which character
   codes select glyph descriptions. The association between character
   codes and glyph descriptions is ... described by a separate encoding
   vector. ...
   The encoding vector is defined by the array object that is the value
   of the Encoding entry in the font dictionary. The array is indexed
   by character code (an integer in the range 0 to 255). ...
   The operand to the show operator is a PostScript string object.
   Each element of the string is treated as a character code." (S. 328 f.)

TUSTEP wird also in PostScript-Dateien notwendigerweise auch weiterhin
die 1-Byte-Adressierung verwenden. Denn die ist von PostScript vorgegeben.

Der Operator glyphshow, mit dem (jeweils nur ein einzelnes) Zeichen über
den Zeichennamen statt über den Zeichencode ausgewählt werden kann, ist
im übrigen erst seit PostScript Version 2 verfügbar.

Die Methode, die Michael Trauth vorschlägt, um Fonts mit mehr
als 256 Zeichen dem Satzprogramm zugänglich zu machen, ist
also die Methode der Wahl.
(TUSTEP arbeitet intern übrigens für die beiden Arabisch-Fonts
genau so: unter den Font-Nummern 31001 bzw. 31003 werden intern
jeweils drei Fonts angesprochen (cf. TUSTEP-Handbuch S. 904), um die
Zeichen bzw. Ligaturen auszuwählen. Die Aufteilung auf je drei
Type-1-Fonts hat bereits der Hersteller (Monotype) vorgenommen.)

Mit den besten Grüßen
W. Ott

-------- (so weit die mail vom 26.1.2005)

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Prof. Dr. Wilhelm Ott               phone: +49-7071-2970307
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c/o Zentrum fuer Datenverarbeitung  e-mail: wilhelm.ott at uni-tuebingen.de
Waechterstrasse 76
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On Fri, 18 Dec 2009, Christian Moser wrote:

> Date: Fri, 18 Dec 2009 13:29:01 +0100
> From: Christian Moser <christian.moser at theol.uzh.ch>
> Reply-To: tustep-liste at itug.de
> To: tustep-liste at itug.de
> Subject: [Tustep-Liste] Open Type-Unterstützung
> 
> Diskussionsforum Tustep-Liste
> Weitere Informationen: www.itug.de
> ------------------------------------------------------------
> 
> Liebe Liste
> 
> Kurz vor Jahresende möchte ich noch einmal ein Thema aufgreifen, das vor
> einiger Zeit hier schon einmal diskutiert wurde. Beim Durchstöbern des
> Listenarchivs bin ich auf eine - etwas emotional geführte - Diskussion
> gestossen betr. der Unterstützung von Open Type-Fonts durch Tustep.
> Das damals wohl schlagendste Argument wurde (nicht zu meiner Verwunderung...)
> von Herrn Trauth eingebracht, der darauf aufmerksam gemacht hat, dass alle
> gängigen Buchsatzschriften in Type 1 vorliegen würden, was wohl mit dazu
> beigetragen hat, dass die Sache nicht weiter verfolgt wurde.
> Seitdem hat sich die Situation m.E. aber wesentlich verändert, denn Anbieter
> wie Adobe sind dazu übergegangen, neue Schriften (aus naheliegenden Gründen)
> nur noch im Open Type Format anzubieten. Ich habe dabei nicht irgendwelche
> Judihui-Schriften für Partyeinladungen im Auge, sondern seriöse Produkte, die
> es meiner Einschätzung nach in den Kanon der Buchsatzschriften schaffen
> werden, wie etwa "Arno Pro" von Robert Slimbach. Mit TransType Pro kann ich
> einen solchen Open Type Font zwar im Handumdrehen zu Type 1 konvertieren,
> wobei diese Konversion - so scheint es - aber einerseits nicht über alle
> Zweifel erhaben ist und andererseits verliere ich dabei (wenn ich mich nicht
> völlig auf dem Holzpfad befinde) Features wie die Medievalziffern,
> Medievalziffern für tabellarische Darstellungen (ein nettes Supplement!),
> Kapitälchen, die integrierten Griechisch- und Kyrillisch-Zeichensätze etc. Ich
> könnte den Font mit FontLab o.ä. auch auf mehrere Subfonts aufteilen und dann
> konvertieren, was zwar im Einzelfall ein gangbarer work around wäre, als
> Standardvorgehen dem Benutzer aber wohl nicht zugemutet werden kann.
> 
> Mir fehlt die Kompetenz abzuschätzen, welche programmiertechnischen
> Hindernisse einer Open Type-Unterstützung durch Tustep im Wege stehen, wollte
> aber dieses Anliegen mit Blick auf die "Zukunftstauglichkeit" von Tustep
> einmal eingebracht haben.
> 
> Freundliche Grüsse
> Christian Moser
> 
> -- 
> Christian Moser, Dr. des.
> Oberassistent
> Redaktion Zwingliana
> Universität Zürich
> Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte
> Kirchgasse 9
> CH-8001 Zürich
> +41 (0)44 634 47 59
> 
> christian.moser at theol.uzh.ch
> www.irg.uzh.ch/personen/moser.html
> 
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