[Tustep-Liste] #Satz und #Formatiere

Michael Trauth trauth at uni-trier.de
Fr Feb 4 10:38:53 CET 2005


Liebe Freunde und Kollegen,

seit einiger Zeit schon beschaeftigt mich ein Pro-
blem, das ich zusammen mit einem Loesungsvorschlag
gerne der Liste vortragen wuerde, um mir im Wege der
Diskussion ein Meinungsbild zu verschaffen. Es trifft
sich m.E. ueberaus guenstig, dass waehrend des Blau-
beurener Workshops zu Anfang d.J. eine von Wolfram
Schneider-Lastin angestossene rege Debatte mit der-
selben thematischen Einschlaegigkeit gefuehrt worden
ist - von der ich mir wuenschte, dass sie nicht auf
den Kreis der Blaubeurenfahrer beschraenkt bliebe.
Da ich die ganze Chose fuer ziemlich wichtig halte,
wuerde ich mich ueber zahlreiche Wortmeldungen sehr
freuen - soll heissen: Es waere schoen, wenn jeder,
der dieses Posting hier liest, wenigstens kurz mit
'Ja', 'Nein' oder 'Weiss nicht' antwortete.


Das Problem:
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Das TUSTEP-Satzprogramm gehoert unbestritten zu
den hoechstleistungsfaehigen Vertretern seiner Art.
Es hat so viele Staerken, dass es mir nicht recht
begreiflich erscheinen will, warum das Programm
nicht laengst wesentlich weiter verbreitet ist. An
der fehlenden Bekanntheit liegt es nicht, denn zu-
mindest in meinem Einflussbereich tue ich mein Moeg-
lichstes (weniger durch rosa gefaerbte Werbesprueche
als durch regelmaessige Satz- und Typographiekurse,
durch Beratung und Hilfestellung und nicht zuletzt
ganz konkret durch zahlreiche mit TUSTEP produzierte
Buecher), um das Programm ueberall dort zu propagieren,
wo ein anspruchsvolles Publikationsvorhaben realisiert
werden soll. Ich halte mich davon ueberzeugt (man ver-
zeihe mir die Unbescheidenheit), vielfach den Beweis
dafuer geliefert zu haben, dass man - namentlich in
Faellen schwieriger und grossvolumiger Aufgaben - mit
TUSTEP sowohl hochwertigere als auch schnellere Ergeb-
nisse erzielen kann als mit etablierten Konkurrenzpro-
dukten. Da ich ex officio auch mit anderen in Frage
kommenden Satz-, DTP- und TVA-Programmen vertraut
bin, glaube ich einigermassen fundiert beurteilen
zu koennen, in welchen Faellen der Einsatz des TU-
STEP-Satzprogramms sich lohnt - und das sind nicht
wenige. NB: Vom (enormen) Preisvorteil sei hier
nicht einmal die Rede.
   Eine Zeitlang konnte ich auch wirklich zunehmen-
des Interesse beobachten, sogar bei Usern, die nicht
unmittelbar meiner TUSTEP-Klientel zuzurechnen sind.
Aber obwohl die dabei gemachten Erfahrungen (auf bei-
den Seiten) durchweg gut bis sehr gut waren, ist die-
se Tendenz unterdessen wieder abgeflaut, und ich glau-
be feststellen zu muessen, dass das Interesse am Satz-
programm insgesamt ruecklaeufig ist - merkwuerdiger-
weise *obwohl* der Bedarf sich im selben Zeitraum nach
meiner Einschaetzung verdoppelt und verdreifacht hat.
Gemeint ist damit nicht allein der reale Umfang der
Aufgaben, deren Spektrum m.E. den Einsatz des TUSTEP-
Satzprogramms geradezu fordern, sondern auch, dass
sich bei den Projektverantwortlichen nach zahllosen
schlechten Erfahrungen mehr und mehr die Einsicht
durchsetzt, dass die fuer Sekretariatsbeduerfnisse
konzipierten Standard-Office-Textverarbeitungen fuer
die Buchproduktionen keineswegs erste Wahl sind.
   Es stellt sich deshalb die Frage, warum bei einer
anstehenden Entscheidung fuer ein Satzprogramm alter-
native Produkte wie Quark Express und Adobe Indesign,
die fuer gute Resultate m.E. nicht weniger Einarbei-
tungsaufwand (bei wesentlich hoeheren Anschaffungs-
kosten) fordern, dem TUSTEP-Satzprogramm vermehrt vor-
gezogen werden. Ich habe ueber dieses Problem nicht
nur viel nachgedacht, sondern auch zahlreiche Unter-
haltungen mit Kollegen und insbesondere mit poten-
tiellen Interessenten fuer #satz gefuehrt. Dass dabei
immer wieder auf die 'Fremdartigkeit' und die zahlrei-
chen Haken und Oesen des Satzprogramms abgehoben wurde,
versteht sich von selbst. Von diesen Faktoren und ihrer
Bewertung brauchen wir hier gar nicht weiter zu handeln,
denn sie formen ja nicht erst seit gestern das spezifi-
sche Erscheinungsbild des Satzprogramms. Aber vor allem
bei denen, die TUSTEP schon kannten, es evtl. gar selbst
schon fuer andere Aufgaben einsetzten, wurde mir mit
wachsender Eindringlichkeit bewusst, dass seit etli-
chen Jahren ein ganz wesentlicher Umstand dem Satz-
programm den Nachwuchs entzieht:

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Es gibt *innerhalb* von TUSTEP selbst faktisch keine
vermittelnde, zum Satzprogramm hinfuehrende Instanz mehr!
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Was ich damit meine? Ist jemandem in den letzten Jahren
aufgefallen, dass das gute alte #formatiere so gut wie
kaum noch benutzt wird? Unverstaendlicherweise, wie ich
gleich hinzufuegen will, denn das Programm kann fuer
seinen vergleichsweise winzigen, leicht zu erlernenden
Befehls- und Parametervorrat erstaunlich viel, kann mit
dem gesamten Sonderzeichenvorrat von TUSTEP, selbst mit
den linkslaeufigen Schriften, ohne weitere Hilfsmassnah-
men und Zwischenschritte umgehen, kann schon seit 20
Jahren Fussnoten verwalten, ohne dass diese vom Haupt-
text getrennt und separat gesetzt werden muessten usw.
Diese Vorzuege haben es im Verein mit der kinderleich-
ten Bedienung fuer mehr als ein Jahrzehnt sehr beliebt
gemacht (zumindest fuer Trier und Umgebung kann ich das
mit Grund behaupten) - und, ganz besonders wichtig: ha-
ben damit dem spaeteren Einsatz des Satzprogramms den
Weg bereitet! Denn wer mit der Batchformatierung %\a la
#Formatiere zurechtkam, der kam dann auch, wenn schwieri-
gere Aufgaben anstanden, sozusagen spontan mit der Funk-
tionsweise und der Bedienung des Satzprogramms klar; er
musste nur noch Zusaetzliches lernen, nicht mehr auf et-
was gaenzlich Neues umlernen. Es ist gewiss keine gewag-
te Behauptung, dass #Formatiere gewissermassen den Nach-
wuchs fuer das Satzprogramm herangebildet hat.
   Aber dieses Biotop ist kaum noch existent, denn die
Benutzung von #Formatiere ist in den letzten Jahren sehr
stark zurueckgegangen. Vor zwanzig Jahren ein veritabler
Hit, waere es eigentlich auch heute noch fuer wissen-
schaftliche Skripte u. dgl.  bestens geeignet, aber die
Beschraenkung auf genau eine einzige (noch dazu eine
Monospace-)Schrift mit genau einem einzigen Schriftgrad
erweist sich als Killerkriterium. Kaum noch jemand wirft
einen zweiten Blick auf das Programm und seine eigentli-
chen Vorzuege, wenn er *dieses* eine hervorstechende
Manko zur Kenntnis genommen hat - um es geradeheraus
zu sagen: man kann damit heute kaum noch einen Hund
hinterm Ofen vorlocken.

Damit bin ich auch schon bei meinem

Loesungsvorschlag:
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Ich wuerde den Tuebinger Entwicklern gerne den Vorschlag
unterbreiten, das #Formatiere aufzuwerten. Punkt.

Ueber die wichtigsten Elemente einer solchen Aufwertung
waere natuerlich im Detail noch zu diskutieren. Ich faen-
de es beispielsweise fantastisch, wenn die wichtigsten
Standard-Postscriptschriften unterstuetzt wuerden und
wenn es neben einer Grundschrift noch Einschaltungen,
drei Ueberschriftenstufen und vielleicht noch zwei oder
drei Textsorten (z.B. fuer Literaturteil und Titelei)
gaebe. Ein lebender Kolumnentitel waere auch noch schoen
- aber viel mehr braeuchte es dann m.E. auch nicht zu
sein, denn die Aufwertung soll ja keine Konkurrenz zum
Satzprogramm, sondern nur einen einfachen, schnellen
und bequemen Weg zur Standardpublikation bringen. Im
selben Zusammenhang erwaehne ich noch einen Herzens-
wunsch von mir, von dem ich nicht weiss, wie aufwendig
seine Realisierung waere: Ich faende es wunderbar, wenn
ausser Postscript-Druckern auch 'normale' Windows-GDI-
Drucker (analog zur alten Satzsimulation) unterstuetzt
wuerden.

Da dies gewiss *keine* Kleinigkeit waere und viel Aufwand
auf der Programmiererseite mit sich braechte, haette ein
solcher Vorschlag natuerlich ueberhaupt nur dann einen
Sinn und eine Erfolgschance, wenn er *breiteste* Zustim-
mung faende. Ich frage deshalb zunaechst auf diesem Forum,
was Sie *alle* von meiner Sicht der Situation und meinem
Vorschlag halten. Wie gesagt wuerde ich mich ueber zahl-
reiche Wortmeldungen - zum Pro *und* zum Contra, versteht
sich - sehr freuen, auch wenn es sich nur um ein simples
Ja oder Nein handelte. Sollte die Zustimmung nicht wirk-
lich gross ausfallen, werde ich den Vorschlag ohne weite-
ren Verfolg wieder in die Schublade zuruecklegen.

Fuer den Fall aber, dass er aufgegriffen und weiter dis-
kutiert wird, erklaere ich jetzt schon, dass ich in einem
nicht unerheblichen Punkt - der Frage der zahlreichen Son-
derzeichen naemlich, die vielfach speziell fuer die jewei-
lige Grundschrift angefertigt werden muessten - zur enga-
gierten Mitarbeit bereit waere.

Dixi.

Viele Gruesse reihum von

Michael Trauth



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