[Tustep-Liste] von #satz zu #formatiere
delfosse at uni-trier.de
delfosse at uni-trier.de
Do Mär 3 18:20:02 CET 2005
Lieber Michael, liebe Tustepler,
Wer bei dieser Kälte sich nicht aufs Eis wagt, dem kann
Lebensfreude nicht beigebracht werden. Also gleich mal aufs Eis
gewagt.
Ich habe während des Lesens der vielen Beiträge zum Thema
#FORMATIERE den Eindruck gewonnen, das mehrere Diskutanten
von der Ansicht getragen werden, daß eine graphische Oberfläche
TUSTEP und in sonderheit #SATZ, in die Kaste der Desktop-
Programme katapultieren könne. Meine Position: Alles andere, nur
das nicht. Es gibt schon genug andere Ikon-Katastophen! TUSTEP
ist als ganzes ein elitäres Werkzeug und, so weit ich das über die
Jahre verfolgen konnte, auch als solches konzipiert. Dafür bin ich
Herrn Ott und seiner Mannschaft dankbar. Die Seligkeit, die manche
bei der Schieberei von Maus mit Klick, Doppelklick und Rädelei
empfinden mögen, und dem Geist der Zeit folgend, als Sehnsucht
auch bei TUSTEP sich erhoffen, sollte sich bei #SATZ und
#FORMATIERE nicht einfinden. Ich will gerade ein Werkzeug, in der
ich bestimmte - von mir und nicht von einem Ikon vorgegebene -
Funktionen definieren kann, ich will bis in die Punkteinheiten hinein
den Text manipulieren können. Dafür ist #SATZ eine ideales
Instrument und für mich durch nichts zu ersetzen, auch nicht durch
#FORMATIERE. Ganz anders aber verhält es sich im Bereich eher
okönomisch orientierter Dienstleistungen bei TUSTEP. Weder kann
es meiner Meinung nach darum gehen, neben SATZ ein zweites,
abgespecktes und deshalb übersichtlicheres Satzprogramm zu
stellen und das dann FORMATIERE zu nennen. Damit würde ein
zentrales Modul von TUSTEP durch ein anderes geradezu
entwertet. Es geht mir darum, ein Instument zu haben, mit dem ich
in textdokumentierender Absicht Indices, Wörterbücher,
Konkordanzen, Wortlisten, Wortverteilungslisten (innerhalb mehrere
Texte) usw. ohne den Aufwand, den ich mit diesen Listen habe,
wenn ich sie mit SATZ angehe, sozusagen zum privaten
Forschungsgebrauch (und nicht vorrangig zur Publikation), erstellen
kann, und die ich Mitarbeitern und Mitautoren weltweit zusenden
kann. Hierzu wäre ein Schnittstelle nach PDF oder PS eine mir
notwendig erscheinende Ergänzung.
Listen, die dem Typ 'Mengensatz' zuzuordnen sind, können mit
Winword nicht gehandhabt werden. Schon allein aus diesem
Grunde ist die Charakterisierung des 'neuen' FORMATIERE als ein
'minderwertiges Winword' völlig verfehlt und sollte selbst als
polemische Argument vermieden werden.
Alle meine Satzroutinen sind veritable Prozeduren, bestehend aus
mehreren KOPIERE-Teilen: z.B. zur Extraktion von Fußnoten,
einem #*SILMARKE zum Einfuegen von Silbentrennungen, einem
Satzlauf für Fußnoten, einem für den Text, evtl. einem
#*SUMBRUCH, einem #*AUMBRUCH und einem #*HEBUM, dann
einem weiteren Satzlauf mit MODUS=A und dem #*PSAUS. So
etwas gut und lauffähig zusammenzubasteln, ist keine Kleinigkeit,
und oft genug habe ich damit - immer gemessen an meinen
Bedürfnissen und Zielen - mit Kanonen auf Spatzen geschossen.
Die Aussicht aber, in einem neuen #FORMATIERE das Werkzeug
für eine einfache Standardpublikation _ohne_ all diesen Aufwand zur
Verfügung zu haben, ad hoc und _nur_ mit dem Kommando #FO,
das wäre wirklich eine ganz erhebliche Erleichterung für mich,
insbesondere bei der Abwicklung von Listen(teil)projekten. - Und
nicht nur nebenbei: Es wäre eine _gewaltige_ Erleichterung
für jeden Außenstehenden, der sich fuer TUSTEP interessiert und
beim ersten Blick auf eine Prozedur, wie ich sie oben geschildert
habe, mit einem Grausen sagt: "Das schaffe ich in diesem Leben
nicht mehr!" Wer als Einsteiger mit einem solchen angedachten
#FO zurechtkommt, wird sich dann später, bei schwierigeren/
komplexeren/ aufwendigeren Aufgaben auch an #SATZ heranwagen
- sonst aber auf keinen Fall!
Vielleicht ist es hilfreich, (in Anlehnung an Kant) hier zwei
grundätzlich verschiedenen Welten anzunehmen: die Welt der
Mäuse und Klicks und die Welt der Tu-Steps.
Mit TUSTEP habe ich die Gewähr, genau das zu bekommen, was
ich mittels ganz konkreter Konzeptionen und in ihrer Notation
diskreter Kodierungen machen will. Das ziehe ich dem viel zu
ungenauen Interpretat auf einem WYSIWYG-Bildschirm allemal vor.
Bei 3B2, Quark XPress und Adobe Indesign sind buchstäblich
hunderte von Programmierer-Mannjahren in die Entwicklung der
GUIs geflossen. Wer sollte dergleichen fuer TUSTEP aus dem
Boden stampfen? Und selbst wenn es machbar wäre, würde ich es
vorziehen, daß die Manpower für die Entwicklungsarbeit in die
Erweiterung der eigentlichen Programmleistung gesteckt würde statt
in die hübsche GUI.
Also: Obwohl ich #SATZ gerne und häufig und mit großem Gewinn
einsetze, wünsche ich mir schon lange für die Erstellung eines
wissenschaftlichen Skriptes bzw. für die einfache Publikationen ein
Werkzeug, das so einfach zu handhaben und so robust ist wie
#FORMATIERE. Genau das, was in den Beiträgen zum
Leistungsumfang von #FORMATIERE schon öfter genannt worden
ist: keine Trennung von Fußnoten und Haupttext, kein separates
Setzen derselben, keine Verwendung von zwei verschiedenen
Parametersätzen, je nachdem, ob Fußnoten im Text vorkommen
oder nicht usw.
Zudem erhoffe ich mir, gegen die verständliche Ansicht von Herrn
Giacomazzi, ein zuverlässiges Programm, mit dem ich gerade auch
längere Dokumente und umfangreiche Listen mit zuverlässigen
Umbruchoptionen auf Seiten verteilen kann. Bei meinen
Erfahrungen mit WINWORD gibt es kaum ein Dokument, das sich
den Ansichten dieses wunderbaren M-Programms nach
Seiten(verun)gestaltung widersetzt., besonders bei großen und
komplex strukturierten Dateien.
Die heilige Präsentationskuh mit dem Namen WYSIWYG ist für
mich (weil flächendeckend für jede Form der Feintypographie
unbrauchbar) von völlig untergeordneter Bedeutung; das kann
#SATZ besser und da gehören all diese Fähigkeiten auch hin, für
einen Anforderungskatalog zu #FORMATIERE braucht das meiner
Ansicht nach nicht berücksichtigt werden.
Also: noch mal ganz deutlich: #FORMATIERE ist kein Ersatz für
#SATZ. Dreißig Jahre Entwicklungsarbeit, typographische
Gespürerfahrenheit und deren Umsetzung in 'Anweisungen' lassen
sich nicht durch den Vorsatz, ein einfacheres Satzprogramm zu
konzipieren, erreichen. Aber ein Instrument mit den oben genannten
Fähigkeiten für "Massensatz" (und das meine ich nicht abfällig) wäre
eine wünschenswerte Ergänzung im Werkzeugkasten TUSTEP.
Deine Sorge um TUSTEP, lieber Michael, ehrt Dich. Deine
Bemühungen, die Benutzerschar über ihre Verschworenheit hinaus
zur Freiheit der Anwendungen zu führen, unterstütze ich hiermit
nachhaltig.
Mit freundlichem Grüß in die Runde
Heinrich Delfosse
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Dr. Heinrich P. Delfosse
Kant-Forschungsstelle
dienstlich: privat:
Fachbereich I: Philosophie Zuckerberg 1
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