[Tustep-Liste] Re: Blaubeuren 2006
Dr. Gottfried Reeg
reeg at zedat.fu-berlin.de
Mi Feb 15 11:13:53 CET 2006
Lieber Herr Seck,
meine Ausführungen waren wohl etwas sehr kurz gewesen, und
es ist für Sie wohl nicht so nachvollziehbar, weshalb ich diesen
Ausweg, den Sie vorschlagen, nicht als Lösung ansehe.
Zunächst einige grundsätzliche und didaktische Überlegungen:
1. Innerhalb eines Unterrichts muß alles für den Lernenden
nachvollziehbar sein.
2. TUSTEP ist eine Software, bei der ein Ergebnis nachvollziehbar
ist, und die Nachvollziehbarkeit ist eines der Ansprüche von TUSTEP.
3. Die Veteranen unter den TUSTEP-Benutzer habe über Jahre hin
ihre Kenntnisse erworben.
4. An der FU Berlin versuche ich, TUSTEP-Kurse innerhalb des
Lehrangebotes anzubieten, d.h. ich kann maximal 2 Lehrveranstaltungen
anbieten innerhalb der Allgemeinen Berufsvorbereitung bzw. 3
Lehrveranstaltungen innerhalb der Editionswissenschaften.
5. Durch die knappe Zeitvorgabe muß der Lehr- und Lernstoff
so geschickt ausgewählt werden, daß Studierende anschließend
mit dem Programm irgendetwas machen können.
Als Beispiel: Die erste Editorbeschreibung umfaßte, wenn ich mich
recht entsinne 8 Seiten - mit dem heutige Handbuch können Sie jemanden
erschlagen.
6. Die Vorkenntnisse der Studierenden haben sich geändert:
Jeder kann mit der Maus umgehen, aber maximal 1 von 10, wenn nicht
gar keiner, weiß, was ein Kommando oder eine DOS-Eingabe ist.
7. Wenn ein Teilnehmer schon einmal etwas von einem Skript
oder einer Programmprozedur jemals etwas gehört hat, dann ist
das eine Sensation.
8. Die Erfahrung, die ich gemacht habe, war, daß mindestens ein,
wenn nicht zwei Tage darauf benötigt werden, daß Lernende mit
Kommandos und Anweisungen umgehen können.
9. Innerhalb eines Einführungskurses versuche ich, die Anwendung
von Kommandomakros schmackhaft zu machen.
Die Erfahrung zeigt, daß hier eine große Hemmnisschwelle
existiert. Außerdem kennt kein Teilnehmer aus der Praxis
die Notwendigkeit eines TUE oder eines Kommandomakros.
10. Beispiele, die in einem Kurs angeboten werden, müssen
kurz, knapp und überschaubar sein, damit der Lernende
sie verstehen und manipulieren kann.
Ein Kommandomakro anzubieten, das nur ein erfahrener
TUSTEP-Benutzer verstehen, überblicken und verändern kann,
ist die beste Möglichkeit, Studierende von der Benutzung
von TUSTEP abzuhalten.
Mir geht es nicht darum, über die Vor- oder Nachteile
des Satzmakros, das Herr Seck angeboten hat, zu diskutieren.
Die Erfahrung, die ich mit zwei Satzmakros gemacht habe,
war ernüchternd, ganz einfach, weil sie den Kriterien
der Einfachheit, Beispielhaftigkeit und Verstehbarkeit
für einen Anfänger entbehren.
Die Editoranweisung TSV ist eine wunderbare und wichtige
Sache, sie am zweiten Tag eines Kurses erklären zu wollen,
wird dem Dozenten schöne freie Tag in der restlichen Woche
garantieren.
Anders gesagt: In einem Griechischkurs wird wohl kaum
der Dozent auf die Idee kommen, den Lernenden eine
Ausgabe von Thykidides und ein Wörterbuch
zu geben und zu sagen: Nun bereiten Sie mal für morgen
das erste Kapitel vor. Es soll wohl Menschen geben,
wie mir auch jemand glaubhaft versicherte, daß er einem
Assistenten das Handbuch von TUSTEP in die Hand drückte,
der damit TUSTEP ohne weitere Hilfe lernte.
Das ist jedoch nicht der Regel-Student.
Lieber Herr Seck, ich hoffe, daß es etwas verständlicher
wurde, weshalb ich "jedes Satzmakro" als Ausweg aus
dem Dilemma ablehne. Es kann keine Lösung sein,
wenn ich das ganze von der Didaktik her betrachte.
Und ohne erfolgreiche TUSTEP-Kurse wird es keine
Zukunft für TUSTEP geben.
Aus diesem Grund plädiere ich weiterhin
für ein FORMATIERE, das Portionalschriften
verarbeiten kann, unabhängig davon, wie lange
das Erstellen des Programmes dauert.
Abgesehen davon - ich bin erstaunt, was
Herr Schälkle innerhalb der letzten Jahre
progammierte.
Lieber Herr Schmieja, ich bin jetzt nicht
ausdrücklich auf Ihre Email eingegangen,
aber eine Antwort auf sie ist implizit enthalten.
Mit herzlichem Gruß
Gottfried Reeg
F. Seck wrote:
>Diskussionsforum Tustep-Liste
>Weitere Informationen: www.itug.de
>------------------------------------------------------------
>
>Lieber Herr Reeg,
>
>daß Sie die Präsentation meines Satz-Makros zu den Schwerpunkten der
>Veranstaltung zählen, ist ja ganz schmeichelhaft; daß das Makros trotzdem
>nicht empfehlen wollen, ist natürlich Ihr gutes Recht. Ihre Argumentation
>paßt nur nicht recht zum Zweck der Übung.
>
>Zur Erinnerung:
>Das Thema "Neues Formatiere" war ja im Januar 2005 in Blaubeuren
>aufgekommen, wo Sie zu den Wortführern gehörten. Das Hauptargument - wenn
>ich mich recht erinnere, kam es gerade von Ihnen - war doch: Wir machen
>TUSTEP-Kurse, bringen den Teilnehmern alles Mögliche bei, können aber kein
>Programm anbieten, mit dem sie auch nur eine Seminararbeit, geschweige denn
>eine Magisterarbeit, drucken können, denn das Ergebnis von Formatiere ist
>heute nicht mehr zumutbar (weil keine Proportionalschrift), das Satzprogramm
>zu kompliziert.
>Nachdem die Neuprogrammierung des Formatiere von den Kennern als zu
>aufwendig beurteilt wird, ist mein Makro ein Versuch eines Auswegs aus dem
>Dilemma: Es soll das Geforderte leisten, nämlich auf einfache (Makroaufruf)
>und zeitgemäße (tags) Weise auch dem Ungeübten das Ausdrucken einer
>wissenschaftlichen Arbeit ermöglichen.
>
>Einleuchtend wäre Ihre Argumentation, wenn sie bestreiten würden, daß das
>Makro dies leistet. Das tun Sie nicht, Ihr Argument ist: Das Makro ist zu
>kompliziert, als daß es ein Anfänger verstehen könne. Das ist zuzugeben -
>ich hatte allerdings nicht vor, ein Beispiel für ein leicht verständliches
>Kommandomakro zu liefern, sondern eine leicht bedienbare Oberfläche für das
>Satzprogramm. (Die Programme, die wir täglich verwenden, also Ediere,
>Kopiere usw., durchschauen wir ja auch nicht; ich habe jedenfalls die
>Quellcodes nie gesehen und würde sie nicht verstehen.)
>
>Nochmals: Ob Sie das Makro anbieten oder nicht, ist selbstverständlich Ihre
>Sache, und ob es nützlich oder unnütz ist, nicht so leicht objektiv
>festzustellen wie die Teilnehmerzahl von Veranstaltungen.
>
>Mit freundlichen Grüßen
>Ihr Friedrich Seck
>
> ------------------------------
>Dr. Friedrich Seck
>72076 Tübingen, Erlenweg 18
>Tel. 0 70 71 - 96 49 40
>Fax 0 70 71 - 96 49 41
>
>>----- Original Message -----
>>From: "Dr. Gottfried Reeg" <reeg at zedat.fu-berlin.de>
>>To: <tustep-liste at itug.de>
>>Sent: Thursday, February 02, 2006 12:43 PM
>>Subject: [Tustep-Liste] Blaubeuren 2006
>>
>>
>>Diskussionsforum Tustep-Liste
>>Weitere Informationen: www.itug.de
>>------------------------------------------------------------
>>
>>Liebe TUSTEPianer,
>>
>>an dem Workshop in Blaubeuren nahmen in diesem Jahr
>>nicht ganz so viele TUSTEP-Benutzer teil wie im letzten Jahr
>>.
>>Es gab drei Schwerpunkte:
>>
>>1. Neuerungen in der Makrosprache, die Herr Schälkle
>>vorstellte und die das Verarbeiten von XML-Dateien erleichtern
>>- aber auch manch anderes Problem leichter lösen lassen.
>>Der Ablauf, die Möglichkeiten, die sich hier
>>bieten, unterscheiden sich von KOPIERE und für mich ist es
>>immer ein Gewinn, wenn Herr Schälkle diese Neuerungen
>>an kleinen, kurzen und nachvollziehbaren Beispielen vorstellt.
>>
>>2. Themenkreis #SATZ und XML - auch
>>hier gab es wieder einiges Neues, daß Herr Ott
>>neben einer allgemeinen Einführung zu dem
>>Thema vorstellte.
>>Herr Seck präsentierte ein Makro SATZ ,
>>daß die angesprochenen Probleme
>>im Zusammenhang mit der Diskussion um ein neues
>>FORMATIERE, lösen können soll.
>>Das Makro war beeindruckend, jedoch
>>ist es nach den Erfahrungen, die ich in den
>>Kursen mache, nicht für Anfänger geeignet.
>>Ein Anfänger, der TUSTEP verstehen
>>lernen soll, benötigt einfache, klare und
>>leicht überschaubare Beispiele.
>>Ein komplexes Makro mit allen möglichen
>>Finessen ist hierfür nicht geeignet.
>>Um einen Anfänger nicht abzuschrecken,
>>müßte ich ihm verbieten, sich das Makro
>>anzuschauen, aber das ist ja gerade nicht
>>der Sinn einer Einführung.
>>Aus diesem Grund möchte ich noch einmal
>>in diesem Kreis die Diskussion über ein neues
>>FORMATIERE, das im wesentlichen gegenüber
>>der jetzigen Fassung als Neuerung proportionale
>>Schriften verwendet, anregen.
>>
>>
>>3. KOPIERE - Anwendungen von Michael Trauth,
>>die zeigten, wie sich so manches Problem mit
>>KOPIERE-Mitteln einfach lösen läßt sowie
>>sein Plädoyer für SUCHE.
>>
>>Mit dem Erwähnen dieser Schwerpunkte will
>>ich den Beitrag der übrigen Vortragenden
>>nicht schmälern, für mich zumindest war dies die
>>drei Schwerpunkte.
>>
>>Mit freundlichen Grüßen
>>Gottfried Reeg
>>
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