[Tustep-Liste] FO, SA und eine kleine Geschichte
Wolfram Brunschön
brunschoen at bbaw.de
Fr Feb 17 12:51:31 CET 2006
Liebe TUSTEP-Gemeinde,
für ein modernes FORMATIERE sind gute Argumente
vorgebracht worden, gegen ein modernes FORMATIERE
zirkuliert u.a. das Totschlagargument der Bindung
von Zeit- und Finanzressourcen.
Irgendwie kam mir die Diskussion der letzten
Monate bekannt vor, und als ich jüngst in der
Garage nach meinem im Winterschlaf befindlichen
Citroen schaute, wußte ich endlich, woher. Ob es
für die Zukunft von TUSTEP hilfreich ist, weiß
ich nicht, erzählen möchte ich die Geschichte allerdings schon.
Für das bessere Verständnis nehme man 3 xx-Karten:
xx |Ente|FORMATIERE|
xx |DS|SATZ|
xx |ID|Satzmakro|
Einst, als TUSTEP die ersten Adepten und
künftigen Druiden in seinen magischen Bann zog,
gab es einen engagierten französischen Autobauer:
er sprudelte voller innovativer Ideen, wollte
sowohl das anspruchslose Fußvolk als auch die
intellektuelle Elite zufrieden stellen und
meinte, es sei zu diesem Zweck völlig
ausreichend, ganze zwei Modelle anzubieten: die Ente und die DS.
Die einfache Ente wurde viele Jahrzehnte lang
unverändert angeboten und hat Generationen von
Studenten, Hebammen und Bauern befördert. Die DS
war kompliziert aber genial und ihrer Zeit weit
voraus. So weit voraus, daß man vergaß, neue
Kunden durch zeitgemäße Neuentwicklungen zu
gewinnen. Irgendwann gingen die Verkaufserlöse
kontinuierlich und stetig zurück und selbst
langjährige und zufriedene Kunden sprangen ab.
Man hatte ein ehernes Gesetz des Marktes
vernachlässigt. Viele Entenfahrer trugen laut und
vernehmlich ihren Wunsch vor, von der Ente auf
ein größeres und komfortableres, aber nicht so
kompliziertes Auto wie die DS umzusteigen, und
viele DS-Fahrer wünschten sich ein den täglichen
Aufgaben genügendes modernes, leicht zu bedienendes Auto.
Als der Autobauer noch Geld für Neukonstruktionen
hatte, meinte er, es sei ausreichend, eine mit
der DS fast identische Version anzubieten, die ID
hieß; sie war genauso kompliziert wie die DS,
ließ sich allerdings ein wenig einfacher
bedienen. Die Entenfahrer sollten halt mit ihrer
Ente zufrieden sein oder die Marke wechseln.
Als der Autobauer kein Geld mehr für
Neukonstruktionen hatte, weil er zu wenig Modelle
verkaufte, sagte er seinen verbliebenen,
inzwischen grauhaarigen Kunden, die vehement ein
modernes, leicht zu bedienendes Auto zwischen
Ente und DS einforderten: "Liebe Kunden, ich kann
es mir nicht leisten, ein neues Auto zu
konstruieren, da ihr nicht bereit seit, meine
alten Autos zu fahren. Außerdem: was können die
neuen Autos, was meine nicht leisten werden,
nachdem ich ein wenig daran herumgebastelt habe?
Ihr habt die Wahl: entweder kauft ihr meine alten
Autos und laßt mich basteln, oder ich bringe 3
Jahre nichts Neues heraus und gehe Pleite".
Die wenigen verbliebenen Kunden erschraken,
einige starben altersbedingt, der Rest ließ den Autobauer basteln.
Kurze Zeit später ging der Autobauer Pleite.
Der neue Firmeninhaber brachte dann zwei neue
Autos heraus. Eines davon nahm den Platz zwischen
Ente und DS optimal ein und erwirtschaftete so
viel Geld, daß er von dem Erlös sogar einen
modernen Nachfolger der DS völlig neu entwickeln konnte.
Um Fehlinterpretationen vorzubeugen: ich schätze
den französischen Autobauer und sein
Entwicklerteam sehr hoch, auch kann ich seine
Argumente gut verstehen. Aber ich bin in erster
Linie Kunde und Anwender ... und fahre seit 25
Jahren den - immer noch hochmodernen - Nachfolger der DS.
Liebe Grüße
Wolfram Brunschön.
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