[Tustep-Liste] Quo vadis?
Dietmar Till
dietmar.till at uni-tuebingen.de
Do Mai 13 16:11:07 CEST 2004
Liebe Listen-Teilnehmer, lieber Herr Giacomazzi,
die Frage "Qud vadis TUSTEP" hatten wir auf einer kleinen Tagung in
Würzburg im vergangeben Juli eingehend diskutiert. Auch die Frage nach
der Integration externer Elemente (wenn ich mich zutreffend erinnere)
und die nach einer kompletten Neuprogrammierung. Beides wurde verworfen,
mit Argumenten (vor allem der Zeitaufwand), die mir damals wie heute
durchaus nachvollziehbar erscheinen. Herr Ott hat damals nachdrücklich
auf die Offenheit von TUSTEP hingewiesen, also auch auf die
Schnittstellen, die Sie fordern. Aber vielleicht möchte er sich ja
selbst dazu äußern.
Was das Problem der fehlenden Dokumentation angeht, möchte ich Sie
allerdings nachdrücklich unterstützen. In dieser Liste gebrauchen wir ja
bisweilen die Formulierung von der "Tustep-Gemeinde", die das Problem
auf den Punkt bringt. Das Resultat ist eine gewisse Esoterik - das sind
die 5-10 Leute, die Sie erwähnen. Bislang funktioniert die
Tustep-Initiation ja meist über die Tustep-Kurse (v.a. in Tübingen) -
aber wie lange wird es diese noch geben? Und was passiert dann?
Bräuchten wir also nicht ein neues Einführungs-Buch (das die von Herrn
Bader und Herrn Stahl fortschreibt)? Und eine Sammlung von (möglichst
gut kommentierten) Problemlösungen? - Herr Schälkle schreibt ja in
seiner Mail, daß er selbst nichts gefunden hat, was mit #KO nicht
erledigt werden könnte - aber wer kennt das Programm schon so genau?
Letztlich scheint mir das auch ein Generationenproblem zu sein - und
wenn Tustep weiterleben möchte, dann müßte es m.E. diesen Sprung
schaffen. Vor allem da ja einige der "Alleinstellungsmerkmale" von
Tustep nicht mehr gegeben sind: Fußnoten unter Text setzen kann auch
Word, aber halt nicht so schön und zuverlässig. Und auch für viele
andere Einzelanwendungen (nicht in der Summe und Flexibilität!) gibt es
andere Applikationen - auch darüber wurde ja in Würzburg gesprochen.
Freundliche Grüße
Dietmar Till
Giorgio Giacomazzi wrote:
> Diskussionsforum Tustep-Liste
> Weitere Informationen: www.itug.de
> ------------------------------------------------------------
>
> Lieber Herr Schälkle,
>
> ich zögere, auf Ihre Mail zum Import von Word-Dateien zu antworten,
> weil die ausstehende Klärung bei den TUSTEP-Lizenzen und
> TUSTEP-Rechten für mich die Voraussetzung eines neuen Engagements in
> der Sache ist.
>
> Doch schon die Mitteilung, daß ein wenn nicht der Hauptentwickler von
> TUSTEP Word auf die Festplatte installiert hat, ist ein Ereignis, das
> nicht ganz untergehen darf. Zumal in Verbindung mit der Mitteilung,
> daß inzwischen der Aufwand für eine Weiterpflege der Linux-Version von
> TUSTEP gescheut wird (nach Herrn Willjungs Mail vom 7.5.2004). Wird
> der viel grösserer Aufwand für den Word-Import nicht gescheut? Oder
> wer trifft hier so fragwürdige Entscheidungen?
>
> Ich will aber keine Einzelentscheidungen thematisieren, sondern die
> Grundrichtung der Entwicklung von TUSTEP.
>
> Warum, wenn es um Word geht, setzen Sie nicht auf ein Tool, das auch
> Sterbliche einsetzen können, sondern auf eine neue Skriptsprache, die
> zwar wunderschön ist, aber vielleicht 10 Leute kennen und 5 produktiv
> einsetzen? Über die es (wie bei allen wichtigen Teilen von TUSTEP)
> keine einführende Literatur gibt? Vor allem aber eine Skriptsprache,
> über die grundsätzliche Unklarheit herrscht, ob sie als "neues
> Programmierkonzept" das alte KOPIERE ablöst oder zusätzlich zu KOPIERE
> gelernt werden sollte. - Ein Exkurs am Rande. Anfang des Jahres hatte
> Herr Trauth mehrere spannende TUSTEP-Kurse für den Sommer zur Auswahl
> angeboten. KOPIERE fand Resonanz, die Makrosprache leider nicht. Wenn
> die besten TUSTEP-Köpfe sich nicht artikulieren und zeigen können,
> wohin es sich lohnt zu investieren, werden Ihre persönliche Verdienste
> um die Makrosprache vergeblich sein. Nach meiner einzigen intensiven
> Erfahrung mit KOPIERE und XML vor vier Jahren, mache ich jedenfalls
> einen breiten Bogen um KOPIERE, wenn es nur geht. Es wundert mich, daß
> ausgerechnet Sie als Schöpfer der Makrosprache es mit KOPIERE versucht
> haben, das von Baumstrukturen nicht mal einen Schimmer hat. Allerdings
> meine ich echtes XML, nicht das hier übliche <autor>...</autor>
> <titel>...</titel> <jahr>...</jahr>.
>
> Kann sich eine kleine Gemeinde zwei konkurrierende Programmierkonzepte
> leisten? Warum anstatt immer wieder neue proprietäre Lösungen zu
> entwicklen, integrieren Sie nicht eine weitverbreitete Skriptsprache
> in TUSTEP? (Mein Vorschlag: python).
>
> Warum bietet TUSTEP nicht wie jedes vernünftige Framework und jede
> grössere Applikation eine Programmierschnittstelle, so daß auch andere
> Entwickler die TUSTEP-Funktionalität unkompliziert nutzen können? Sind
> die unerwünscht?
>
> Warum programmieren Sie in TUSTEP einen halben XML-Parser, die
> Anweisung zum Suchen und Prüfen von Tags im Editor, anstatt einen
> vollwertigen Parser zu integrieren? (Mein Vorschlag: libxml)
>
> Wie wäre es, wenn das Dateiformat von TUSTEP so dokumentiert würde,
> daß man TUSTEP-Dateien ohne die originelle TUSTEP-Software lesen kann?
> Einflußreiche Professoren glauben immer noch, daß TUSTEP die Daten in
> ASCII-Format speichert. Versuchen Sie liebe TUSTEP-Nutzer mit einem
> normalen Editor wie Notepad eine TUSTEP-Datei zu öffnen.
>
> Könnten Sie Beispielcode zur Verfügung stellen, wie man TUSTEP-Dateien
> lesen (parsen) und schreiben kann? Das böse Microsoft bietet Software
> Development Kits für RTF, Word-XML, Excel usw. Steht dem ausgerechnet
> bei TUSTEP etwas entgegen?
>
> Warum werden Interessenten an VERGLEICHE gezwungen, ein komplettes
> TUSTEP zu lizenzieren, zu installieren, zum Import der Dateien in
> TUSTEP, dabei zur Umbenennung auf allen Betriebssystemen legalen
> Dateinamen gemäß völlig veralteter TUSTEP-Konventionen, anstatt daß
> Ihr grossartiges VERGLEICHE wie jedes andere diff-Tool bei Bedarf
> verwendet werden kann?
>
> Kurz: Warum programmieren Sie bei TUSTEP das Rad immer neu, und zwar
> in einer Weise, die für den Rest der Welt kaum brauchbar ist? Der Rest
> der Welt wird sich für TUSTEP so lange nicht interessieren, wie TUSTEP
> sich für den Rest der Welt nicht interessiert.
>
> Was aber die Verbesserung der XML-Unterstützung in TUSTEP angeht, sehe
> ich nicht, was das mit Word zu tun hat. Solche XML-Unterstützung
> sollte in TUSTEP erst eingebaut werden, und das geht ein wenig über
> die Unterstützung von Spitzklammermakros im Satzprogramm hinaus.
>
> Sie ist ebenso überfällig wie die Neuentwicklung des Satzprogramms
> selbst, das längst an seine Grenzen gestossen ist. Eine kleine
> anspruchslose Anregung en passant: Könnten Sie die Leerzeichenplage
> beseitigen? Ich meine jene chronische Unklarheit darüber, ob man vor
> und nach einer Satzanweisung ein Leerzeichen einfügen darf bzw.
> einfügen muß, was ständig dazu zwingt das Handbuch oder die Hilfe zu
> konsultieren.
>
> Es bleibt also in TUSTEP auch ohne Word viel zu tun.
>
> Mit besten Grüßen,
>
> Giorgio Giacomazzi
>
> ------------------------------------------------------------
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Dr. Dietmar Till
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