[Tustep-Liste] Quo vadis?

harwil harwil at tiscali-dsl.de
Do Mai 13 16:41:25 CEST 2004


Am Donnerstag, 13. Mai 2004 13:03 schrieb Giorgio Giacomazzi:

Liebe, verehrte Tustep-Anwenderinnen und Anwender,

dass meine - unbedarfte und aus der Not geborene - Mail vom 7.5.04 so viel 
Grundsätzliches wie bisher zu Tage fördern sollte, hätte ich nicht vermutet. 
Erlauben Sie mir, quasi eingehüllt in den Weihrauch (als ehemaliger Ministrant 
steht mir das eigentlich auch zu ...) des Auslösers, folgende Bemerkungen:

1) Tustep ist ein Werkzeug und keine Observanz (wie MS Windows oder MS Word 
dies nur zu oft zu sein scheinen).

2) Tustep lebt von seinen Anwenderinnen und Anwendern, nicht nur von Herrn Ott 
oder Herrn Schälkle alleine.

3) Tustep bietet spezifische Lösungsmöglichkeiten für (historisch bzw. 
philologisch) editorische, text- bzw. sprachlinguistische Aufgaben, die 
anderweitig unerreichbar sind. Daraus ergibt sich keine Spaltung, sondern 
eine potentielle Einigung und eine gemeinsame Interessenlage.

4) Tustep ist als freie, von öffentlichen Geldern finanzierte Software 
geboren, nicht als kommerzielle. Tustep ist ein Produkt feinfühliger, 
vorausschauender Geister zum Einsatz in Wissenschaft bzw. Forschung. 

5) Dass mitunter quasi Nötigungen in Richtung Gates bzw. Microsoft der Fall 
sein können (überalterte bzw. lernunfähige Professoren, nur zu angepasste 
Assistenten/Doktoranden und/oder Ausgabenzwänge - siehe Budgetaufstellungen 
der einzelnen Institute [auch Schulen!] am Jahresende - sei unbestritten. Die 
Frage ist in der Tat, ob ein Programmsystem wie Tustep DIESE Klientel zuerst 
bedienen oder sich an seine Wurzeln besinnen sollte?

6) Wenn - infolge meiner Mail und der Reaktionen darauf  - aus der 
Windows-abhängigen (so ein Anwender wörtlich!) Fraktion - eine offenbar 
bereits  (wissenschafts-)existentielle, mehr oder weniger explizite 
Befürchtung geäußert wird, man möge doch bitte Windows (!) als 
"Hauptplattform" von Tustep beibehalten, wird man als unbedarfter Zeitgenosse 
hellhörig.

Wieso Windows, frage ich da, und nicht Linux?

Nur weil Sie nichts Besseres gewöhnt sind, oder was? Oder weil Sie von 
irgendwelchen grauen Eminenzen dazu mehr oder weniger explizit - auf Kosten 
der Steuerzahler (sind das nicht auch Sie?) - gezwungen werden? Oder wie? 
Dann beweisen Sie doch einfach Rückgrat! 
Oder vielleicht weil Sie bzw. Ihre Institution zuviel Geld haben?

Oder gibt's noch andere Gründe?

Mit freundlichen Grüßen

Harald Willjung




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>
> Lieber Herr Schälkle,
>
> ich zögere, auf Ihre Mail zum Import von Word-Dateien zu antworten, weil
> die ausstehende Klärung bei den TUSTEP-Lizenzen und TUSTEP-Rechten für
> mich die Voraussetzung eines neuen Engagements in der Sache ist.
>
> Doch schon die Mitteilung, daß ein wenn nicht der Hauptentwickler von
> TUSTEP Word auf die Festplatte installiert hat, ist ein Ereignis, das
> nicht ganz untergehen darf. Zumal in Verbindung mit der Mitteilung, daß
> inzwischen der Aufwand für eine Weiterpflege der Linux-Version von
> TUSTEP gescheut wird (nach Herrn Willjungs Mail vom 7.5.2004). Wird der
> viel grösserer Aufwand für den Word-Import nicht gescheut? Oder wer
> trifft hier so fragwürdige Entscheidungen?
>
> Ich will aber keine Einzelentscheidungen thematisieren, sondern die
> Grundrichtung der Entwicklung von TUSTEP.
>
> Warum, wenn es um Word geht, setzen Sie nicht auf ein Tool, das auch
> Sterbliche einsetzen können, sondern auf eine neue Skriptsprache, die
> zwar wunderschön ist, aber vielleicht 10 Leute kennen und 5 produktiv
> einsetzen? Über die es (wie bei allen wichtigen Teilen von TUSTEP) keine
> einführende Literatur gibt? Vor allem aber eine Skriptsprache, über die
> grundsätzliche Unklarheit herrscht, ob sie als "neues
> Programmierkonzept" das alte KOPIERE ablöst oder zusätzlich zu KOPIERE
> gelernt werden sollte. - Ein Exkurs am Rande. Anfang des Jahres hatte
> Herr Trauth mehrere spannende TUSTEP-Kurse für den Sommer zur Auswahl
> angeboten. KOPIERE fand Resonanz, die Makrosprache leider nicht. Wenn
> die besten TUSTEP-Köpfe sich nicht artikulieren und zeigen können, wohin
> es sich lohnt zu investieren, werden Ihre persönliche Verdienste um die
> Makrosprache vergeblich sein. Nach meiner einzigen intensiven Erfahrung
> mit KOPIERE und XML vor vier Jahren, mache ich jedenfalls einen breiten
> Bogen um KOPIERE, wenn es nur geht. Es wundert mich, daß ausgerechnet
> Sie als Schöpfer der Makrosprache es mit KOPIERE versucht haben, das von
> Baumstrukturen nicht mal einen Schimmer hat. Allerdings meine ich echtes
> XML, nicht das hier übliche <autor>...</autor> <titel>...</titel>
> <jahr>...</jahr>.
>
> Kann sich eine kleine Gemeinde zwei konkurrierende Programmierkonzepte
> leisten? Warum anstatt immer wieder neue proprietäre Lösungen zu
> entwicklen, integrieren Sie nicht eine weitverbreitete Skriptsprache in
> TUSTEP? (Mein Vorschlag: python).
>
> Warum bietet TUSTEP nicht wie jedes vernünftige Framework und jede
> grössere Applikation eine Programmierschnittstelle, so daß auch andere
> Entwickler die TUSTEP-Funktionalität unkompliziert nutzen können? Sind
> die unerwünscht?
>
> Warum programmieren Sie in TUSTEP einen halben XML-Parser, die Anweisung
> zum Suchen und Prüfen von Tags im Editor, anstatt einen vollwertigen
> Parser zu integrieren? (Mein Vorschlag: libxml)
>
> Wie wäre es, wenn das Dateiformat von TUSTEP so dokumentiert würde, daß
> man TUSTEP-Dateien ohne die originelle TUSTEP-Software lesen kann?
> Einflußreiche Professoren glauben immer noch, daß TUSTEP die Daten in
> ASCII-Format speichert. Versuchen Sie liebe TUSTEP-Nutzer mit einem
> normalen Editor wie Notepad eine TUSTEP-Datei zu öffnen.
>
> Könnten Sie Beispielcode zur Verfügung stellen, wie man TUSTEP-Dateien
> lesen (parsen) und schreiben kann? Das böse Microsoft bietet Software
> Development Kits für RTF, Word-XML, Excel usw. Steht dem ausgerechnet
> bei TUSTEP etwas entgegen?
>
> Warum werden Interessenten an VERGLEICHE gezwungen, ein komplettes
> TUSTEP zu lizenzieren, zu installieren, zum Import der Dateien in
> TUSTEP, dabei zur Umbenennung auf allen Betriebssystemen legalen
> Dateinamen gemäß völlig veralteter TUSTEP-Konventionen, anstatt daß Ihr
> grossartiges VERGLEICHE wie jedes andere diff-Tool bei Bedarf verwendet
> werden kann?
>
> Kurz: Warum programmieren Sie bei TUSTEP das Rad immer neu, und zwar in
> einer Weise, die für den Rest der Welt kaum brauchbar ist? Der Rest der
> Welt wird sich für TUSTEP so lange nicht interessieren, wie TUSTEP sich
> für den Rest der Welt nicht interessiert.
>
> Was aber die Verbesserung der XML-Unterstützung in TUSTEP angeht, sehe
> ich nicht, was das mit Word zu tun hat. Solche XML-Unterstützung sollte
> in TUSTEP erst eingebaut werden, und das geht ein wenig über die
> Unterstützung von Spitzklammermakros im Satzprogramm hinaus.
>
> Sie ist ebenso überfällig wie die Neuentwicklung des Satzprogramms
> selbst, das längst an seine Grenzen gestossen ist. Eine kleine
> anspruchslose Anregung en passant: Könnten Sie die Leerzeichenplage
> beseitigen? Ich meine jene chronische Unklarheit darüber, ob man vor und
> nach einer Satzanweisung ein Leerzeichen einfügen darf bzw. einfügen
> muß, was ständig dazu zwingt das Handbuch oder die Hilfe zu konsultieren.
>
> Es bleibt also in TUSTEP auch ohne Word viel zu tun.
>
> Mit besten Grüßen,
>
> Giorgio Giacomazzi
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