[Tustep-Liste] #Satz und #Formatiere

Andreas Bigger andreas.bigger at bluewin.ch
Fr Feb 4 20:41:07 CET 2005


Lieber Herr Trauth, liebe Tusteplistener,

Ich habe in den letzten Jahren TUSTEP nur noch selten angerührt. Warum 
reagiere ich auf dieses Mail? Ich denke, weil es ein paar wichtige 
Probleme anspricht und vielleicht die Meinung von jemandem, der mal weit 
in TUSTEP drin war, sich aber heute weitgehend ausserhalb von TUSTEP 
bewegt, auch interessant sein kann.

Der erste Gedanke, der mir beim Mail von Herrn Trauth kam, war "ja, gute 
Idee". Der Schreibmaschinenstil von #formatiere, in dem man heute nicht 
mal mehr wagen würde ein Proseminararbeit abzugeben, ist wirklich nicht 
mehr zeitgemäss. Andererseits schiesst man mit dem Satzprogramm, wenn 
man nur mal einen kleinen Text drucken will, im Grunde mit Kanonen auf 
Spatzen (das ist allerdings bei Programmen wie Word auch nicht anders...).

Der zweite Gedanke kam mir, als ich den Beitrag von Herrn Leicht las: 
"... die Beschreibung der meisten Parameter und Steueranweisungen
nicht geringe Kenntnisse im Buchdruck voraussetzt ..." stand da. Ja, das 
ist tatsächlich so. Und ich frage mich, wenn es darum geht, das 
Satzprogramm aufzuwerten, wäre es da nicht nützlich eine Anleitung zu 
besitzen, die nicht das klassische Buchdruckervokabular verwendet, 
sondern das auch sonst in der Computerwelt zur Anwendung kommende, ein 
Buch vielleicht auch, das Spreu von Weizen trennt, so dass ich mich 
nicht durch zahlreiche Funktionen durchlesen muss, die ich gar nicht 
brauche, um endlich die Funktion zu finden, die ich haben will. Hier 
wäre schon mit einem einfachen Index der Sache gedient. Hier muss ich 
allerdings anfügen, dass ich bezüglich TUSTEP-Handbücher nicht auf dem 
neuesten Stand bin (mein neuestes gedrucktes Handbuch ist das gute alte 
Rote in der Version von 1993...). Vielleicht renne ich da durch ganze 
Fluchten von Türen, die schon seit Jahren offen stehen...

Schliesslich aber kam ich bei dem Gedanken an, warum ich eigentlich 
TUSTEP immer weniger brauche: Die Antwort ist einfach: Weil ich es 
schätze, beim Schreiben eines Textes das Gefühl von WYSIWYG zu haben, 
eine erste Vorstellung davon, wie der Text später auch grafisch aussehen 
wird. Ich schätze es, die wichtigsten Funktionen und die wichtigsten 
Informationen (z.B. Format, Schriftart etc.), die ich gerade eingestellt 
habe, mit einem Blick erkennen zu können und ich finde es angenehm, mein 
Ergebnis rasch ausdrucken zu können, ohne mir über etwaige 
Parametereinstellungen Gedanken machen zu müssen. Wohlgemerkt: Ich 
schätze handkehrum die Möglichkeiten von TUSTEP, an jedem Punkt präzis 
in Text und Formatierung eingreifen zu können, immer zu wissen, wo ganz 
genau eine Formatierung beginnt und wo sie endet. Das vermisse ich 
wiederum sehr an vielen WYSIWYG-Programmen. Aber mein Wunschtraum ist je 
länger je mehr, beides zu haben: Den Komfort eine grafischen Oberfläche, 
die mir schon während des Schreibens eine konkrete Vorstellung vom 
Ergebnis gibt, aber auch die Möglichkeit, wenn ich mit dem Ergebnis 
nicht zufrieden bin, unter die "Motorhaube" zu schauen und ggf. direkt 
in den Code einzugreifen, um das Ergebnis im meinem Sinne zu erreichen.

Ich weiss nicht, ob sich TUSTEP längerfristig in diese Richtung 
entwickeln kann/muss. Ich denke aber, dass TUSTEP, so wie es jetzt ist, 
v.a. ein Programm ist für Leute, die ein gewisses Flair für Computer 
haben und für drucktechnische Details und die für einen perfekten 
Ausdruck bereit sind, sich mit kryptischen Parameterausdrücken 
herumzuschlagen und ggf. auch mal ein paar Tage darauf zu verbraten. Ich 
denke aber, dass sehr viele Wissenschaftler eben nicht so sind. Sie 
wollen ein Buch schreiben, dessen Inhalt sie mehr interessiert als die 
Form. Mit der Form setzen sie sich auseinander, weil die Verlage sie 
heutzutage dazu zwingen, aber eigentlich wollen sie sich nicht mehr 
damit beschäftigen als sie wirklich müssen. Für diese Leute, denke ist, 
ist TUSTEP insgesamt und das Satzprogramm im Besonderen in ihrer 
heutigen Form das völlig falsche Mittel.

Ich werfe vielleicht hier mehr Fragen auf als ich Antworten geben kann, 
aber vielleicht finden andere die Antworten, die ich nicht habe.

Mit herzlichen Grüssen aus Basel
Andreas Bigger


Mehr Informationen über die Mailingliste Tustep-Liste