[Tustep-Liste] OpenType-Unterstuetzung

Giorgio Giacomazzi giorgio at giacomazzi.de
Mi Okt 4 22:46:20 CEST 2006


Lieber Herr Trauth,

Herr Derkits kann nur OpenType-Fonts meinen - jedenfalls meinte ich sie. 
OpenType-Fonts sind nach Adobe der erklärte Nachfolger von Type1-Fonts 
für professionellen Satz; sie lösen unauffällig die gleichnamigen 
Type1-Fonts z.B. als "Adobe Garamond Pro"; eine "Monotype Garamond" als 
OpenType-Font finden Sie auf jedem Windows-Rechner seit 2000 und ein 
weiterer Blick hinter die Fontnamen beim FontShops zeigt deutlich die 
Tendenz. Für diese Entwicklung ist gerade die bessere Unterstützung 
mehrsprachiger Texte in OpenType-Fonts wichtig. - Unicode ist allerdings 
kein Font, sondern ein Zeichensatz. Unicode garantiert bei keinem Font, 
auch bei OpenType-Fonts weder die Quantität noch die Qualität der darin 
implementierten Fontzeichen. Um diese geht es aber hier: 
Zeichenkombinationen, die tustep aufgrund der gängigen Type1-Fonts 
generiert, sind bei den ungüngstigen Ausgangsbedingungen, die Sie 
geschildert haben, unbefriedigend; die Akzente kleben am Großbuchstaben. 
In solchen Fällen ist fast jeder Font der von #satz generierten 
Kombination überlegen. Lieber als ein weiterer Schalter im Satzprogramm, 
der den Abstand zum Buchstabe eventuell erhöht, fände ich die 
grundsätzliche Eröffnung des Zugangs zu den professionellen 
OpenType-Fonts in tustep. Dazu genügt vermutlich ein neuer 
Standardmakros analog zu "psfont", ein "otfont".

Eine andere Problematik, auf die ich vor einiger Zeit hingewiesen hatte, 
spricht für OpenType-Fonts. Wie sehen etwa bei der von Ihnen bevorzugten 
Stempel Garamond längere Passagen in Kyrillisch mit TimesTenCyr-Upright, 
der langjährigen Type1-Empfehlung für Russisch im tustep-Handuch, aus? 
Sieht lateinisch-Garamond neben kyrillisch-Garamond dank der "Monotype 
Garamond" vor tustep besser aus? In Mai hieß es aber dazu, keine 
OpenType-Unterstützung sei im satz-Programm vorgesehen. Ich wollte nun 
abwarten, wie der Programmautor auf das berechtigte und mir, wohl uns 
allen, gut nachvollziehbare Anliegen von Oliver Gasperlin reagiert, 
bevor ich die unangenehme Frage erneut stelle.

Mit besten Grüßen,
Giorgio Giacomazzi



Michael Trauth wrote:

> Diskussionsforum Tustep-Liste
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> 
> 
> Lieber Herr Derkits,
> 
> danke fuer den wichtigen Hinweis:
> 
> 
>>bleibt noch der - inzwischen auch schon betagte - Hinweis,
>>dass die meisten der gewöhnlich mit '%' kombinierten Zeichen
>>in Unicode-Fonts fertig vorhanden sind. Doch kann das Satz-
>>programm mit Unicode-Fonts nicht umgehen, und die einst
>>wirklich fortschrittliche, inzwischen eher mühsame Lösung
>>der Zeichenkombination selbst erscheint nun als Bastelei.
> 
> 
> Mein bisheriger Kenntnisstand war lediglich, dass zwar der
> der Adress*raum* fuer viele wichtige Sonderzeichen in Unicode
> vorgesehen ist, dass aber besagte Zeichen selbst in den bis
> dato zur Verfuegung stehenden Unicode-Schriften *nicht* reali-
> siert sind. In einigen (wenigen) Schriften sind etliche wich-
> tige Sonderzeichen enthalten - aber diejenigen, die ich bis-
> her gesehen habe, waren zum einen aus typographischer Sicht
> zum Gotterbarm, will sagen: unbrauchbar, und zum anderen von
> der fuer mich noetigen Vollstaendigkeit meilenweit entfernt.
>    Hinzu kommt, dass man als Satzhersteller *bestimmte* pro-
> fessionelle Schriften - etablierte, gute Buchschriften -
> vorgeschrieben bekommt, egal ob Stempel Garamond, Monotype
> Garamond, Linotype Garamond3, Berthold Garamond, Monotype
> Times, Linotype TimesTen, Bembo, Trinite, Berkeley OldStyle,
> Baskerville, Frutiger und wie sie alle heissen, die fuer
> sich allein eine gute Typographie zwar nicht *garantieren*,
> aber eine zentrale Voraussetzung fuer diese sind. Und
> *diese* Schriften wiederum sind nach meinem bisherigen
> Kenntnisstand *alle* ohne Ausnahme Type-1-Schriften - und
> Type-1-Schriften wiederum sind per definitionem *alle*
> ohne Ausnahme 1-Byte-Schriften (mit 256 Zeichenadressen),
> also *keine* Unicode-Fonts.
> 
> Mit einem Wort: Ich waere Ihnen deshalb wirklich *sehr*
> verbunden, wenn Sie mir mitteilen koennten, wo ich besagte
> Profischriften als halbwegs komplette Unicode-Fonts (die
> Klingonen-Schrift, die Schriftzeichen der Rongo-Rongo-
> Taefelchen, auch Japanisch und Chinesisch duerfen von
> meinem point de vue aus gerne fehlen ;o)) beziehen kann.
> 
> 
>>...
>>Ich habe mich oft gefragt, warum ein Satzprogramm, das
>>einmal angetreten ist mit dem Anspruch, fast alle Son-
>>derzeichenprobleme zu lösen, Unicode-Fonts einfach
>>ignoriert, obwohl sie in diesem Bereich fast der Stein
>>der Weisen sind...
> 
> 
> Nun, ich bin ueberzeugt, dass der Grund fuer den Programm-
> autor der ist, den ich oben skizziert habe: die Unkenntnis,
> dass es besagte gute Buchschriften bereits als Unicode-Fonts
> gibt. Ohne dem Programmautor vorgreifen zu wollen: Wenn Sie
> zeigen koennen, wie sich das Defizit beheben laesst, wird
> wird Herr Ott sich entsprechenden Erweiterungswuenschen
> bestimmt nicht verschliessen.
> 
> Viele Gruesse reihum von
> 
> Michael Trauth
> 
> 
> ---------------------------------------------------------------
> Dr. Michael Trauth                  e-mail: trauth at uni-trier.de
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